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Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät

Persönliche Krisenkompetenz

Im Rahmen des diesjährigen Impact-Events zum Thema «Krisenkompetenz» haben Prof. Christian Ruff und Alumnus Stefan Holenstein Einblicke in Forschung und Best-Practice-Beispiele zum Thema persönliche Krisenkompetenz gegeben. Lesen Sie hier die wichtigsten Key Learnings der zwei Experten.

Welche sind wichtige Anzeichen für eine sich anbahnende persönliche Krise?

Dr. Stefan Holenstein: Da persönliche Krisen meist plötzlich und überraschend – zumindest in der subjektiven Wahrnehmung – auftauchen, ist es in der Realität oft schwierig, Krisen «frühzeitig zu lesen und zu deuten». Oft kommen sie aber auch schleichend daher, mit der Folge, dass wir sie zunächst nicht ernst nehmen und sie nicht aktiv angehen. In der Wirtschaft sind sehr oft Governance-Konflikte der Auslöser von Krisen, die einem dann vielfach auch persönlich betreffen. Anzeichen sind z.B. Konflikte um Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten (z.B. zwischen GL und VR -> jüngstes, aktuelles Beispiel: FINMA), Konflikte und Mobbing um mehr Einfluss und Macht im Unternehmen. Aber eben: Meist geht man solche Governance-Konflikte erst dann an, wenn es schon zu spät und die Krise voll ausgebrochen ist.

Wie kann man eine solche Krise abwenden, abschwächen – oder sogar produktiv nutzen?

Dr. Stefan Holenstein: Eine persönliche Krise ist nicht nur negativ als Bedrohung konnotiert, sondern muss auch als Chance für eine Veränderung betrachtet werden. Ich würde behaupten: Krise = 50% Bedrohung und 50% Chance mit grossem Potenzial «nach oben», d.h. die Krise produktiv für sich selbst zu nutzen. Wichtig ist es, die eigene Stress-Resilienz zu stärken und trainieren sowie die Learnings aus dem Krisenfall – jede Krise ist anders – festzuhalten und zu nutzen.

Gibt es Massnahmen, die eine persönliche Krise überhaupt verhindern?

Dr. Stefan Holenstein: Krisen lassen sich nicht verhindern; sie gehören fast schon zum beruflichen und persönlichen Alltag. Tröstlich immerhin: Man ist einer Krise grundsätzlich nicht kampflos ausgeliefert. Krisen lassen sich sehr wohl «managen» (= viele Entscheidungen [gr. kríno: entscheiden] für viele Teilprobleme und -schritte) und dank persönlicher Krisenkompetenz, die man sich allerdings erarbeiten muss (Stichwort: Stress-Resilienz, also persönliche Widerstandsfähigkeit, Robustheit und Durchhaltefähigkeit), bisweilen auch recht gut lösen. Es braucht hierzu einen möglichst praktikablen Weg, um eine solche Krise pro-aktiv sowie strukturiert anzugehen und sie letztlich auch zu lösen – nicht perfekt zu lösen, sondern v. a. rasch und nach der 80:20-Regel.

Kennen Sie Best-Practice-Beispiele, um damit gut umgehen zu können?

Dr. Stefan Holenstein: Ein auch in der Wirtschaft und für sich persönlich bewährter methodischer Best-Practice-Ansatz wäre etwa die «5+2»-Methode, die aus dem militärischen Führungs- und Krisenrhythmus stammt. Sie ist aber, wie auch von mir betont, kein fixes Rezept, sondern versteht sich als eine Art «Trainingsgerät», mit welchem sich die persönliche Stress-Resilienz relativ gut und erfolgreich aufbauen und schulen lässt. Dieser Methodenansatz kann helfen, Vertrauen in die persönliche Krisenkompetenz und die eigenen Fähigkeiten zu gewinnen.

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