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Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät

Unsere Alumni: Alan Frei und Lukas Speiser

Alumni Lukas Speiser und Alan Frei hatten anfangs nicht einmal eine Geschäfts- idee. Doch sie wussten, sie wollen gemeinsam etwas auf die Beine stellen. Heute erzielen sie einen zweistelligen Millionenumsatz – mit Amorana, einem Online-Shop für Sexspielzeug.

Auf 550 Quadratmetern Lagerfläche sind 10’000 verschiedene Artikel verstaut. Über 20 Mitarbeitende kümmern sich um die Bestellungen, verpacken, versenden, vermarkten. Amorana ist auf Wachstumskurs: 2014 gegründet, liegt der Umsatz des Online-Sexshops heute bereits im zweistelligen Millionenbereich.

An einem Spitzentag wurden 2350 Pakete überallhin in die Schweiz versendet. Dass die Gründer Lukas Speiser und Alan Frei an diesem Punkt stehen, ist vor allem ihrem Durchhaltevermögen zu verdanken: «Wir sind beide all-in», betont Lukas, der die Rolle des CEO innehat, während Alan sich als CMO auf Marketing und Sales fokussiert. Beiden spürt man die Leidenschaft an, beide unterstreichen, dass mit dem Unternehmersein die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verfliessen.

Gedanken, wie man dieses oder jenes noch etwas optimieren könnte, hören nie ganz auf. Denn genau dies ist ihr Konzept: Mit kleinen Schritten immer besser werden. Auf die Frage, wann sie gemerkt hätten, dass ihr Businessmodell funktioniert, antworten denn auch beide unisono: «Morgen.» Der Tag werde wahrscheinlich nie kommen, meint Lukas, da es immer etwas weiterzuentwickeln gebe.

Auf Ideensuche

Auch die Idee für ihr gemeinsames Unternehmen ist langsam entstanden. Lukas und Alan kennen sich aus dem Studium. Nach dem Bachelor-Abschluss 2007 mit Schwerpunkt Banking and Finance trennten sich die Wege aber vorerst. Lukas zog es in die Finanzbranche, Alan gründete diverse Start-ups.

Irgendwann war jedoch klar: Sie wollten gemeinsam ein Unternehmen gründen. «Also haben wir uns jeden Freitagnachmittag getroffen und Ideen gewälzt», erzählt Alan. Bis es funkte: Damals gab es online noch kein hochwertiges Angebot an Sex Toys für Paare. Zudem gewann das Abo-Modell via Internet zunehmend an Beliebtheit. Die Idee für die Lovebox war geboren.

Für den Praxistest bauten die beiden eine einfache Landingpage und verschickten den Link anonym an ihren Freundeskreis. Und siehe da, die ersten Bestellungen kamen rein. «Was uns erstmal in die Bredouille brachte, denn wir hatten ja noch gar keine Produkte», lacht Alan. «Also ging es ab in den Magic X, alle Produkte kaufen, die gerade 50 Prozent heruntergeschrieben waren.»

Es geht auch mal schief

So abenteuerlich der Start, so zielstrebig haben die zwei Start-upper ihr junges Unternehmen seither weiterwachsen lassen. Lagerten die Produkte anfangs noch in der Wohnung von Lukas, musste schon bald ein Lagerraum her. Und dieser wurde rasch professionalisiert: Amorana arbeitet heute mit einer chaotischen Lagerhaltung, das heisst, jedes Produkt kann überall gelagert werden. «Nur das System weiss, wo was liegt», erklärt Alan.

Dafür kann das System die Mitarbeitenden, die die Bestellungen abarbeiten, auf dem kürzesten Weg durch das Lager führen. «Sehr ökonomisch – am Ende prägt einen das Studium doch mehr, als man denkt», schmunzelt er. «Die UZH stellt sich zwar nicht so in den Vordergrund, aber die Ausbildung ist top.»

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Wer heute in Glattbrugg im Lager steht, hat den Eindruck, dass alles einfach und reibungslos läuft. Aber auf ihrem Weg mussten die beiden Gründer immer wieder mit unerwarteten Situationen umgehen. «Wer ein Unternehmen gründen will, muss sich bewusst sein: Alles, was schief gehen kann, geht schief», sagt Lukas. Mal ist der Shop plötzlich nicht mehr online; mal bleiben Pakete im Regen stehen, mal werden Bestellungen aus Versehen doppelt versandt.

Es braucht Durchhaltevermögen. Und das über acht bis zehn Jahre, denn ein Unternehmen aufzubauen, dauert immer länger als gedacht. Ebenso wichtig sei es, einen klaren Fokus zu haben, ergänzt Alan. Als Unternehmer ist es typisch, dass beide immer wieder Ideen haben, was man noch machen könnte. «Man muss immer wieder nein sagen und fokussiert bleiben.»

Zwei Gründer, zwei Persönlichkeiten

Ein weiterer Faktor, der entscheidend ist, ist das Team. «Es braucht absolutes Commitment», betonen beide. Ihre Tage sind lang, oft sind sie 14 bis 16 Stunden im Büro. Zudem ergänzen sich die beiden sehr gut: Alan ist der Netzwerker, der Spezialist fürs Marketing. Lukas konzentriert sich auf den Bereich Finance, ist der Präzisere. «Unterschiedlich zu sein, macht es nicht immer einfach, aber gleichzeitig ist es unsere Stärke», sagt Lukas.

Ihre Unterschiedlichkeit macht sich auch im Privaten bemerkbar: Alan ist der Extrovertiertere und wurde durch diverse Fernsehauftritte und Zeitungsinterviews bekannt, weil er sein materielles Hab und Gut auf 120 Dinge reduziert hat. Er konsumiert durchaus gerne, will aber keine Dinge mehr anhäufen, die er nicht wirklich braucht. Ausserdem reist er gerne und hat sich zum Ziel gesetzt, alle Hauptstädte Europas zu besuchen. Elf fehlen ihm noch.

Über Lukas findet man im Netz hingegen wenig, was nicht auf das Unternehmen bezogen ist. Er ist dafür ein begeisterter Sportler und liest gerne Bücher über Unternehmer. Eines, das ihn geprägt hat, ist «The slight edge» von Jeff Olson: Es beschreibt, wie sich das Prinzip des Zinseszinses auf das Leben anwenden lässt. Oder wie kleine, stetige Veränderungen am Ende zu etwas Grossem führen können. So wie bei Amorana.

Autorin: Elisabeth Tester
Bilder: Rodolfo Sacchi

Weiterführende Informationen

Die Gründer von Amorana

Zwei Gründer, zwei Persönlichkeiten

Lukas Speiser und Alan Frei haben ihr Studium in Banking and Finance an der Universität Zürich 2007 abgeschlossen. Lukas war danach vier Jahre bei Goldman Sachs im Equity Sales und im Sales Trading tätig. Alan hat diverse Start-ups gegründet und leitete das Start-up Center an der UZH. 2014 haben sie gemeinsam Amorana gegründet.

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Oec. Magazin

Auszug aus dem Oec. Magazin, Ausgabe 10, Dezember 2018.