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Faculty of Business, Economics and Informatics

Digitale Prüfungen vor Ort mit «Bring Your Own Device» (German only)

Nach den Erfahrungen mit Online-Prüfungen während der Pandemie geht die WWF nun einen Schritt weiter: In den vergangenen Monaten fanden mehrere Prüfungstestläufe statt , bei denen sich bis zu 1000 Studierende mit ihrem eigenen Laptop im UZH-Hauptgebäude in die innovative Prüfungsumgebung der Fakultät einloggten. Da es keine so grossen Hörsäle gibt, wurden die Prüfungen rollierend in mehreren Kohorten abgewickelt.

Im Interview blicken Dekan Harald Gall und Vize-Dekanin Uschi Backes-Gellner auf die Zeit der Corona-Pandemie und deren Auswirkungen auf den Fakultätsbetrieb zurück. Ihre Bilanz: Die Krise hat viel bewegt – durchaus auch im positiven Sinn.

Durch die Corona-Pandemie musste die Lehre innerhalb von drei Tagen komplett auf online umstellt werden. Was ging Ihnen in diesem Moment durch den Kopf?

Harald Gall (HG): Ich erinnere mich vor allem an die intensive Zeit vor der grossen Pressekonferenz damals im März 2020, nach der dann der Lockdown ein Fakt war. Wir mussten rasch handeln und viele Fragen klären: Wie organisieren wir uns? Was müssen wir als erstes in Angriff nehmen? Für uns stand im Vordergrund, dass wir den Betrieb in Forschung und Lehre sowie den regulären Abschluss der Studierenden sicherstellen. Dazu mussten wir sofort Führungsstrukturen aufsetzen, die Orientierung und Handlungsmöglichkeiten geben.

Uschi Backes-Gellner (UBG): Genau, unser oberstes Ziel war, dass die Studierenden ihr Semester normal beenden können. «All hands on deck» wurde zur Parole. Alle waren bereit, sich anzustrengen, damit das Ziel erreicht werden konnte. Nach der Medienkonferenz des Bundesrats zur Ausrufung der ausserordentlichen Lage dachte ich: Jetzt müssen wir uns in der Leitung der Fakultät kurzschliessen, denn ab Montag müssen wir ja das Ruder in die Hand nehmen. Wir haben übers Wochenende wichtige Vorbereitungen getroffen, sofort einen regelmässigen Jour Fixe mit der Fakultätsleitung sowie Q&A-Sessions mit den Professor*innen, Institutsdirektoren und Studierendenvertretungen eingeführt und so erst einmal alle Herausforderungen aufnehmen können, die auf uns zukommen.

Wie sind Sie vorgegangen, um die Bedürfnisse der Fakultätsangehörigen zu erkennen und rasch Lösungen anzubieten?

HG: Zentral waren die Organisation und die inhaltliche Umsetzung. Um die Lage jeden Tag beurteilen zu können, haben wir uns jeden Morgen zum «Check-in» getroffen. Gleichzeitig nutzten wir «the wisdom of the crowd», um möglichst gute Lösungen für alle Gruppen an Fakultätsangehörigen zu entwickeln. Wir wollten die Details der Umsetzung nicht vorschreiben und haben ganz bewusst Dinge erst einmal ausprobieren lassen. Ausserdem hätten wir so schnell gar nicht alles steuern und kontrollieren können, wir haben also nur Leitplanken definiert. So entstand eine Phase des Experimentierens. Unser Leitmotiv lautete: vorwärts gehen und laufend konsolidieren.

UBG: Wir haben eine Task Force aufgebaut, bestehend aus den Dozierenden verschiedener Institute. Die «Koalition der Mutigen» haben wir sie genannt. Mutig und kritisch, da sie nicht nur mutig für Neues waren, sondern auch Gegensteuer gaben. Sie zeigten klar auf, was funktioniert und was nicht. Mut und Pilotieren – das war entscheidend, um voranzukommen. Auch die Institutsdirektoren haben wir stets eingebunden, denn wir brauchten ihre Perspektive, um Entscheidungen fällen zu können. Diese Vernetzung und den intensiven Austausch haben alle als sehr positiv empfunden.

​​​​​​​Wie haben Sie es geschafft, sämtliche Prüfungen – teilweise mit bis zu 1000 Studierenden – innert kürzester Zeit online durchzuführen?

HG: Wir hatten tausend Fragen im Kopf. Die Uni-Strukturen und unsere Dozierenden waren ja nicht auf flächendeckende Online-Prüfungen eingestellt. Deswegen haben wir in der Fakultät ein Teaching-Support-Team aufgebaut, das in den jeweiligen Instituten verankert war und im Dekanat koordiniert wurde. Die vielen offenen Fragen haben ein positives Spannungsfeld erzeugt zwischen Fakultätsleitung, Dozierenden und Studierenden. Das Virus wirkte in dem Sinne als «gestaltendes Element». Wir führten viele, offene Diskussionen, die jeweils das Widerstand- und das Innovativ-Lager befeuerten, um daraus gemeinsame Lösungen zu finden.

UBG: Wir hatten noch nie so viel, so intensiv und so konstruktiv in der Fakultät diskutiert. Beim obersten Ziel – dass alle Studierenden ihr Semester ordentlich beenden können – waren wir uns aber alle einig und wir wussten: Alle ziehen am gleichen Strick.

HG: Wir haben dann sehr früh entschieden, mit den Prüfungen komplett digital zu gehen, damit die Termine eingehalten werden können. Das warf viele Fragen auf: Wie können wir die Studierenden begleiten? Wie sieht eine faire Prüfungsumgebung aus? Wie können wir Betrug verhindern? Rechtliche Fragen mussten bedacht und geklärt werden. Um die Bedürfnisse der Studierenden zu klären, haben wir uns mit den Fachvereinen regelmässig ausgetauscht.

UBG: In gleicher Weise haben wir die Dozierenden eingebunden. Unser Ziel war, Prüfungsbetrug zu reduzieren oder bestmöglich zu verhindern. Es sollte auf keinen Fall der Eindruck entstehen, dass Studierende ihre Prüfungsresultate «erschummelt» hätten. Technisch herausfordernd war, die insgesamt 12‘000 absolvierten Prüfungen auf die Onlineplattform zu bekommen – von 0 auf 100. All dies ging nur dank gut funktionierendem Teamwork.

Was nehmen Sie aus der Krise mit?

HG: Das Pilotprojekt zu den Onlineprüfungen wollen wir auf jeden Fall weiterentwickeln. Gleichzeitig wollen wir den Fortschritt, den wir durch die Krise erarbeitet haben, nicht aufgeben und die bewährten Methoden bewusst auch erhalten – in einer neuen Mischung halt. Wir haben jetzt eine grossartige Gelegenheit, uns weiterzuentwickeln. Wenn wir jetzt nicht dranbleiben, haben wir eine Jahrhundertchance vergeben.

UBG: Oder, wie wir uns in der Zeit der Krise immer sagten: «Never let a good crisis go to waste.»

Autorin: Heidi Riess
Fotos: Ueli Christoffel

Impression der ersten «Bring Your Own Device»-Prüfung im Herbst 2022

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