Navigation auf uzh.ch

Suche

Faculty of Business, Economics and Informatics

Unser Alumnus: Markus H. Gericke

Vom Sprung ins kalte Wasser bis zur weltweiten Expansion: Alumnus Markus H. Gericke
prägt das Familienunternehmen Gericke Group mit Weitblick und vorgelebten Werten.

Du bist CEO einer Firma, die seit 130 Jahren in Familienhand ist. War dein Karriereweg quasi von Geburt an vorgegeben?

Eine Nachfolge aus der Familie ist schön, aber es muss auch passen. Wir waren vier Geschwister und einige Cousins, die alle sehr unterschiedliche Interessen hatten. Ich selbst hatte keine festen Karrierepläne und bin eher aus Zufall in der Firma gelandet: Als der Geschäftsführer einer kleinen Tochterfirma in Frankreich ausfiel, sah mein Vater darin eine gute Gelegenheit für mich. So landete ich für zwei Jahre in Paris – ein Sprung ins kalte Wasser. Ich kannte unsere Technologie kaum, wurde aber sehr unterstützt und lernte viel, etwa im Verkauf.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag aus?

Ich starte den Tag nicht mit E-Mails, um mich nicht gleich in Details zu verlieren, sondern folge einer klaren Tagesstruktur – je nach Phase, in der ich mich gerade befinde. Mein Jahr ist nämlich geprägt von Bürophasen, Auslandsbesuchen und Messen. Besonders wichtig ist mir der direkte Austausch mit Kundinnen und Kunden. So erfahre ich, was sie brauchen, und kann unser Angebot gezielt weiterentwickeln.

2021 wurdest du als EY Entrepreneur Of The Year™ ausgezeichnet. Was macht einen guten Unternehmer aus?

Erfolg ist selten das Verdienst eines Einzelnen – gute Unternehmerinnen und Unternehmer gewinnen engagierte Mitarbeitende und halten sie. Als Familienunternehmen können wir unsere Kultur aktiv mitprägen. Dazu gehören gezieltes Employer Branding, klare Karriereplanung und eine Führung, die Freiräume schafft und Eigeninitiative fördert. Gemeinsame Werte lassen sich nicht verordnen, sondern müssen vorgelebt werden. Besonders wichtig ist uns die interne Kommunikation: über unseren internen Social-Media-Kanal «viva engage», über Schulungen, Firmenbesuche und unser gedrucktes Hausmagazin.

Worauf bist du besonders stolz?

Unvergesslich bleibt die erste Phase meiner Tätigkeit in der Gericke Gruppe in unserer Filiale bei Paris. Auch die Gründungen unserer Niederlassungen in Shanghai, São Paulo und New Jersey. Das sind quasi Startups innerhalb der Gruppe, die eine grosse Portion Durchhaltevermögen, Geschick und Glück brauchen. Zu sehen, wie sich die Niederlassung dann entwickelt, ist sehr schön. Und, man darf nie vergessen: Eine Firma – das sind vor allem die Leute dahinter.

Welche Erinnerungen verbindest du mit der Universität Zürich?

Die Universität Zürich kommt dem Begriff «Alma mater» (lat. für «nährende Mutter») sehr nahe und es ist für mich bedeutend, dass das so bleibt. Damit ist der universitäre Charakter gemeint, der primär solides und modernes Basiswissen vermittelt, zu logischem Denken anregt und dazu anspornt, sich zu engagieren, Neues auszuprobieren oder zu entwickeln. Die Uni bildet auch die Basis für ein persönliches Netzwerk.

Was hast du damals gelernt, was dir heute noch dient?

Man hört Studentinnen und Studenten ab und zu sagen, «das werde ich sicher nie mehr brauchen». Ich sehe das anders. Mit zunehmender Erfahrung schliessen sich die Lücken in unserem Wissen und vermeintlich unbedeutende Inhalte machen plötzlich Sinn – zum Beispiel dort, wo Fachwissen mit Führungskompetenz oder Kommunikationsstärke zusammentrifft. Insofern kann ich alles, was ich an der UZH gelernt habe, auch heute noch brauchen.

Welchen Rat gibst du den Studierenden von heute?

Früher waren Auslandseinsätze begehrte Chancen – heute stossen sie oft auf Ablehnung. Selbst eine Übernachtung auswärts ist vielen zu viel. Dieser Wandel zeigt sich nicht nur in der Schweiz. Dabei ermöglichen solche Einsätze wertvolle berufliche und persönliche Erfahrungen und stärken den Lebenslauf. Deshalb rate ich: Nutzt Gelegenheiten, geht ins Ausland, probiert euch aus. Es ist eine Investition in die eigene Entwicklung.

Weiterführende Informationen

Fabienne Schaub

Markus H. Gericke

Markus H. Gericke ist CEO der Gericke Group in vierter Generation. Er startete seine berufliche Laufbahn bei der Firma Helbling Management Consulting. Mit der Übernahme der Geschäftsleitung der französischen Tochtergesellschaft Gericke SAS begann 1993 seine Tätigkeit im Familienunternehmen. Heute ist er in verschiedenen Verwaltungsräten aktiv. Er hat an der UZH Betriebswirtschaftslehre studiert.