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Am Institut für Banking und Finance: Entscheidungsfindung von Bankmitarbeitenden nach einem Raubüberfall Am Nachmittag erfolgt ein Szenenwechsel ans Institut für Banking und Finance für Stefan Gubser. Die Vergehen werden schlimmer: ging es gerade noch um Einbrüche, geht die Forschung von Steven Ongena Banküberfällen auf die Spur. Konkret will der Wissenschaftler herausfinden, wie sich Über- fälle auf das Verhalten von Bankmitarbeitenden auswirken. Dazu wurden die Daten aus einer Liste von Banküberfallen in Kolumbien aus den Jahren 1998 bis 2001 ausgewertet. Nach Banküberfällen leiden Kreditsachbearbeiter an verschiedensten Symptomen von posttrau- matischem Stress: Schlafstörungen, Albträume, Konzentrationsschwierigkeiten, Angstzustände. Gubser erfährt, dass dies nicht nur einen Einfluss auf das persönliche Befinden, sondern auch auf den Umgang mit Kunden hat. Ongena und sein Team haben die Daten von Firmenkunden verglichen, die vor und nach einem kriminellen Vorfall ein Darle- hen aufgenommen hatten. „Es stellte sich heraus, dass Bankmitarbeitende nach dem Raubüberfall bei der Kreditvergabe grosszügiger sind, die Fälligkeit wird auf eine längere Zeitperiode gezogen und der Zinssatz zu Gunsten des Kunden festgelegt“, erklärt der Forscher. In den Verhandlungen über Dauer und Zinsvergabe von Darlehen nehme zu- dem die Hartnäckigkeit ab. Ongena bezieht sich auf die Psychologie, die dar- legt, dass traumatisierte Personen Konflikte tenden- ziell meiden. Dieses Verhalten wird noch verstärkt, wenn keine Waffen im Einsatz waren. „Das Opfer hat das Gefühl, die Situation nicht im Griff gehabt zu haben“, erläutert Ongena. Beim Einsatz von Waffen habe es hingegen für das Opfer keine Chance gegeben, die Kontrolle zu übernehmen und den Überfall zu verhindern. Diese Resultate können für Unternehmen interes- sant sein, findet der Ban- kenspezialist. „Es wäre zu überlegen, Trainings durchzuführen, um den Umgang mit Emotionen bewusst zu machen, insbe- sondere nach traumatischen Erlebnissen.” Am Institut für Volkswirtschaftslehre: Bad Boys im Gefängnis Nicht nur im Film, sondern auch im realen Leben können glücklicherweise viele Täter - sei es nun bei Online-Missbrauch, Einbruch oder Raubüberfall - überführt werden und landen im Gefängnis. Das Institut für Volkswirtschaftslehre hat ökonomische Experimente mit Häftlingen durchgeführt, um der Frage nachzugehen, wie sich die kriminelle Iden- tität auf die Ehrlichkeit auswirkt. Wie beeinflusst die Tatsache, von der Gesellschaft als kriminell ein- gestuft zu werden, das Verhalten? Wieso werden viele Täter rückfällig? «Bankmitarbeitende werden nach einem Überfall grosszügiger in der Kreditver- gabe. Das sind wich- tige Erkenntnisse für Unternehmen: es wäre zu überlegen, Trainings durch- zuführen, um den Umgang mit Emotio- nen bewusst zu machen.» Steven Ongena, Professor am Institut für Banking und Finance FOKUS 16 Oec. Dezember 2015

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