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Oec Magazin (A1-b)

Oec. Juli 2015 33 «Zürich ist ein gross- artiger akademischer Standort auch für interdisziplinäre Forschung. Ich fühle mich einfach wohl hier.» LOKALTERMIN Sie wohnen mit Ihrer Partnerin im Seefeld, wo Sie gerne die Cafés geniessen, heute sind wir auf der anderen Stadtseite am Stauffacher. Ich fühle mich im Kreis 4 wohl und mag insbe- sondere die einfachen Restaurants. Zum Beispiel gefällt mir die schlichte Ästhetik des japani- schen Lokals «Ikoo», wo wir uns ja ursprünglich treffen wollten. Hier im Helvetia, das sich für Fotoaufnahmen und das Gespräch besser eignet, schmeckt mir der Hackbraten. Sie sind Österreicher, haben in Linz studiert, wa- ren auch an der Harvard Universität in den USA, warum fiel Ihr Entscheid für Zürich? Es war eine persönliche Entscheidung – es gab zu dem Zeitpunkt viele Varianten. Als ich in Zürich meinen Berufungsvortrag gehalten habe, bin ich so positiv empfangen worden. Ich war damals unsicher, wie das wohl wird. Die Freundlichkeit und die Bemühungen der Beteiligten haben mich extrem beeindruckt. Ausserdem ist Zürich ein grossartiger akade- mischer Ort auch für interdisziplinäre For- schung. Und ein weiteres Argument für Zürich? Die Lebensqualität. Ich fühle mich einfach wohl hier. Ich gehe auch gerne in ein Lokal, um mich inspirieren zu lassen und zu arbeiten, also nicht nur an der Universität. Ich brauche den richti- gen Mix. In den USA beispielsweise spielt sich alles auf dem Campus ab, der Fokus liegt prak- tisch ausschliesslich auf der Tätigkeit im Büro. Waren für Sie der akademische Weg und eine Professur von Anfang an klar? Überhaupt nicht. Es hat sich herauskristalli- siert. Damals in Linz hat mir Professor Josef Zweimüller, heute ein Kollege hier an der Fakultät, das erste Mal ein wissenschaftliches Journal in die Hand gedrückt. Ich habe es gele- sen und nichts verstanden. Aber die Neugierde wuchs. Dieser Moment war der Keim meiner akademischen Laufbahn. Wofür begeistern Sie sich besonders? Mich fasziniert das Forschungsthema «Wahr- heit». Ich untersuche theoretisch, experimen- tell und empirisch, warum Menschen die Wahrheit sagen, warum sie lügen und wie an- dere reagieren. Zu Beginn erhielt ich eindeutig negatives Feedback zu diesem Thema. Ange- sehene Forscher in der Finance prophezeiten mir, das Thema sei nicht relevant und weder interessant noch publizierbar. Das hat sich als falsch herausgestellt. Ich bin froh, dass ich den Mut hatte, an dem Thema dran zu bleiben. Was hat sich seit Ihrem Start 2008 an der Uni Zürich verändert? Es besteht eine noch stärkere Ambition, in- ternational im Forschungsbereich und in der Qualität der Doktorandenprogramme mitzu- spielen. Die Fakultät ist dank verschiedenster Initiativen grösser geworden, wir haben mehr Professuren schaffen können. Es ist auch für Forscher in den USA attraktiv, nach Zürich zu kommen oder hierher zurückzukehren. Wir haben bekannte Persönlichkeiten herholen können und es vermocht, auch junge Forscher zu gewinnen. Zürich und Europa bieten span- nende Möglichkeiten. Sie engagieren sich stark am Institut, z.B. im Bereich E-Learning,Sie sind jung und im «Tenu- re»- Verfahren zum Professor geworden, Sie sagen selbst, Sie haben immer hart gearbeitet, nebenbei spielen Sie leidenschaftlich gerne Gitarre und surfen. Wie kriegen sie das alles unter einen Hut? Ich habe ein gutes «system of work». Dabei bin ich konsequent und mache wenige Aus- nahmen. Wo trifft man Sie ausserhalb der Universität oder dem Helvetia sonst noch an? Als Österreicher natürlich in Kaffeehäusern in der Stadt. Oder in den ÖV zu einem Termin in der City. Oder bei einem sozialen Engagement, z.B. bei einem Sponsorenlauf, den ich mitorga- nisiere. Sie zeichnen sich durch Ausdauer, Ambition und «dran bleiben» aus. Gibt es eine persönliche Lücke in Ihren Fähigkeiten? Lücken sind eine Frage der Sichtweise. Man kann sie als Herausforderungen sehen. Sowieso gefällt mir etwas, das, glaube ich, Richard Feynman einmal in einem Interview gesagt hat: «The thing that doesn't fit is the thing that's most interesting». Was ist die beste Entscheidung, die Sie im Leben getroffen haben? Es ist ein Grundsatzentscheid: Dass ich beschlos- sen habe, glücklich zu sein, das zu geniessen was ich gerade mache und Dinge zu tun, die mir Spass machen. Ich lebe nur ein Mal. Aileen Zumstein Oec. Juli 201533

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