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Oec Magazin (A1-b)

«Die konsequente Ausrichtung auf die Kunden ist die grössere Herausforderung als die Marktverzerrungen, die sich durch die Ein- speisevergütung bei den erneuerbaren Energien ergeben.» Nun, wir werden in 80 Jahren sehen, wer Recht hat. Ich persönlich bin überzeugt, dass Linth- Limmern eine gute Investition war. Die dezent- rale, stochastische Stromversorgung nimmt zu, und das führt zu Instabilitäten im Netz. Diese kann man nur mit grossen Anlagen auffangen, die kurzfristig viel Leistung aufnehmen oder abgeben können. Alleine schon aus physika- lischen Gründen bin ich felsenfest überzeugt, dass ein solches Pumpspeicherkraftwerk einen Mehrwert liefert. Wenn sie mich nun aller- dings fragen, ob wir noch ein zweites derarti- ges Kraftwerk bauen würden, würde ich zum jetzigen Zeitpunkt eher Nein sagen. Mittelfristig werden wir mit Linth-Limmern Geld verdienen; aber die ersten Jahre werden sehr hart, das ist unbestritten. Viele Experten sehen im Strommarkt einen grossen Nachholbedarf an Investitionen.Warum werden diese Investitionen nicht getätigt? Die Wasserkraft zum Beispiel ist im Moment nicht konkurrenzfähig. Auf dem Terminmarkt können Sie als Grosskunde für den Zeitraum 2016 bis 2019 Strom für einen Preis von rund 3 Rappen pro Kilowattstunde kaufen. Die Voll- kosten bei einem Wasserkraftwerk liegen zwischen 6 bis 8 Rappen. Hochgerechnet auf die Schweizer Wasserkraft resultiert ein Verlust in der Grössenordnung von einer Milliarde Franken pro Jahr. Das beantwortet Ihre Frage: Wir können keine Investitionen tätigen, die nicht rentabel sind. Führen die ungenügenden Investitionen mittel- fristig nicht zu technischen Problemen? Das schliesse ich nicht aus. Es kann sein, dass es zu Engpässen kommen wird – aber dann gehen auch die Preise hoch. Spannend ist die Frage: Wann gehen die Preise hoch? Und wie stark? Auch da gibt es viele Unsicherheiten. Wenn das Wirtschaftswachstum in Europa tief bleibt und das Angebot weiterhin höher ist als die Nach- frage, steigen die Preise nicht. Wenn zudem der CO2 -Preis nicht ansteigt, können die deutschen Kohlekraftwerke weiterhin die Grenzkosten decken und so die Marktpreise bestimmen. Die aktuelle Situation ist langfristig nicht nachhaltig, keine Frage. Dennoch gehe ich davon aus, dass sich das Marktumfeld in den nächsten fünf bis zehn Jahren nicht verändern wird. Also müssen wir uns als Unternehmen auf diese schwierige Situation einstellen. Sie haben vorhin die Marktverzerrungen erwähnt. Wo gibt es Fehlanreize? Die übermässige Förderung der erneuerbaren Energien ist die wichtigste Marktverzerrung. Ich habe meine Zweifel, ob die heutige Situation in Deutschland wirklich so gewollt war. Solar- panels werden heute in China produziert, und selbst grosse Solaranlagen erreichen im besten Fall Produktionskosten von 17 bis 18 Rappen. Man ist weit entfernt von den marktüblichen Preisen. Viele Energieunternehmen klagen, gut qualifizier- te Ingenieure seien schwierig zu finden. Gibt es bei den Ökonomen auch einen Mangel? Gute Leute sind immer gesucht. Axpo bietet für Ökonomen viele spannende Tätigkeitsfelder an, von der Energiewirtschaft für Preismodelle und Investitionen über den Handel, das Risk Manage- ment bis hin zum Controlling. Deshalb sind wir immer auf der Suche nach guten Absolventin- nen und Absolventen, auch von der Universität Zürich. Wie nehmen Sie denn den Dialog zwischen Öko- nomen und Elektroingenieuren wahr? Früher liessen sich viele Fragen von einer einzi- gen Fachperson beantworten. Das ist nicht mehr so. Wenn wir Entscheide treffen, müssen wir die technisch-betriebliche, die wirtschaftliche und die rechtliche Ebene berücksichtigen, aber auch kommunikative und regulatorische Aspekte. Wir brauchen also Menschen mit ganz unterschiedli- chen Kompetenzen, die gemeinsam eine Lösung finden. Das ist keine One-Man-Show mehr, sondern ein Gesamtkunstwerk. 22 Oec. Juli 2015 FOKUS

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