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Oec. Magazin 2

Prof. Hans-Joachim Voth trat Anfang Jahr seine ordentliche Professur für Eco- nomics of Development and Emerging Markets am Institut für Volkswirtschafts- lehre an. Er studierte an der Albert- Ludwigs-Universität Freiburg und am St.Antony’s College der Oxford University Wirtschaft und Geschichte. Als Dokto- rand war er zunächst am European Uni- versity Institute in Florenz tätig, bevor er an der Oxford University die Promotion erlangte. Danach wurde Hans-Joachim Voth Professor am Economics Depart- ment der Universität Pompeu Fabra, Barcelona. Daneben hatte er verschie- dene Visiting Professorships inne, so u.a. in Stanford, am MIT und an der Princeton University. Oec. Dezember 2014 7 Nachkriegszeit und Antisemitismus Lassen sich Einstellungen und Überzeugun- gen ändern? Fast täglich sehen sich Menschen mit dieser Frage konfrontiert – kann man den Partner oder die Partnerin umstimmen? Die Ein- stellungen der Kinder verbessern? Voth ist auch diesbezüglich auf ein riesiges «Experiment» ges- tossen: die Entnazifizierung Deutschlands nach dem 2. Weltkrieg. Alle Alliierten einigten sich, gegen Rassenhass und für Demokratisierung so- wie Entmilitarisierung zu agieren. Die einzelnen Mächte setzten dies aber je ganz anders um. Als Indikator für den Erfolg der Denazifizie- rung verwendete Voth zusammen mit seinem Koautor Nico Voigtländer das Mass an Antise- mitismus heute aus bereits bestehenden Erhe- bungen. Hier zeigt sich – trotz aller Diskontinuitäten – dass Orte, die bereits in den 20er und 30er-Jah- ren sehr anti-semitisch geprägt waren, dies auch heute noch sind. Diese Art von Kontinui- tät weist allerdings Brüche auf, und zwar in Ab- hängigkeit davon, welche Besatzungsmacht die entsprechende Region beherrschte. In der ame- rikanischen Besatzungszone verlief die Entnazi- fizierung auf eine ganz andere Art und Weise, als in der britischen. Die US-Behörden urteil- ten massenweise und oft sehr harsch; vor allem «kleine Fische» wurden massiv bestraft. Gleich- zeitig blieben «Bonzen» oft unbehelligt. Dies un- terminierte die Glaubwürdigkeit des Prozesses. Anders zeigte sich die Situation in der britischen Zone. Hier lag der Fokus auf den Hauptschuldi- gen; publikumswirksam wurden diese schnell vor Gericht gestellt und in mehreren Fällen auch gehängt. Die unterschiedliche Umsetzung zeigt bis heute ihre Folgen. In Regionen, in denen die US-Armee die Denazifizierung leitete, sind die Menschen bis heute deutlich anti-semitischer eingestellt; wo die Briten den Prozess in der Hand hatten, gelang es weitaus besser, die lan- gen Schatten der Vergangenheit zu vertreiben. Datensammlung dauert Jahre Daten für Forschungsprojekte wie diese sind fast nie pfannenfertig in elektronischer Form verfüg- bar. Stattdessen müssen sie von Hand in Archiven gesucht, gefunden, kopiert, digitalisiert, gereinigt und aufbereitet werden. Voth vergleicht die Ar- beitsprozesse mit einem Labor: «Wir arbeiten sehr arbeitsteilig; ohne Hilfskräfte könnte ich keines dieser Projekte bewältigen. Hier hilft mir das sehr gute Forschungsumfeld in der Schweiz – an kaum einem anderen Ort der Welt könnte ich so ziel- orientiert arbeiten wie hier.» Oec. Dezember 20147

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