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Oec. Magazin

Oec. Juni 2014 33 Wir treffen Sie an einem Ihrer Lieblingsorte, im Restaurant Oberhof in Zürich, unweit vom Institut für Betriebswirtschaftslehre, warum hier? Es ist Zürich, es ist Quartierstimmung, es ist bunt und ich bin sofort entspannt, weil ich mich hier wohl fühle. Ein Blick in die Speisekarte, Ihr Favorit heute? Frische Erdbeeren mit Sahne. Wer viel arbeitet, soll geniessen – und auch feiern. Mein Motto: «Abends kann man bei den Letzten sein, mor- gens muss man bei den Ersten sein». Blicken wir zurück, auf was sind Sie besonders stolz? Auf meinen Weg, den ich hinter mir habe. Ein katholisches Mädel vom Land, das in der Bil- dungsexpansion gross geworden ist und es als Professorin an eine international renommierte Spitzenuniversität geschafft hat. Und das in einer Zeit, als es für Frauen nicht selbstverständlich war. Sie kamen von der Universität zu Köln nach Zü- rich.Was bietet Zürich mehr? Köln ist vom Naturell her meine Lieblingsstadt gewesen, weil ich Rheinländerin aus Überzeu- gung bin. Aber die UZH ist so international wie eine amerikanische Spitzenuniversität. Köln war wie ein Tanker, der sich kaum bewegen kann, und alles dauerte Jahre. Hier ist es wie auf einem wendigen Segelschiff. Als ich hierher kam, existierte Bologna bereits, es wurde in den Semi- naren Englisch gesprochen und vieles mehr. Das kannte ich nur aus den USA. Diese Beweglichkeit hat mich sofort fasziniert. Sie stellen sich insbesondere bildungsökonomi- schen Fragen.Was kann die EU heute von der Schweiz lernen? Im Moment kann die Welt von der Schweiz, Deutschland und Österreich lernen. Wir haben ein funktionierendes duales Bildungssystem. Sechzig Prozent der Bevölkerung werden mit einer Berufsausbildung in den Arbeitsmarkt integriert und es wird Ihnen eine Ausbildung mitgegeben, die man flexibel weiterentwickeln kann und somit für ein Leben anhält. Von un- serer stärkeren Berufsorientierung können sich die anderen Länder etwas abschauen. Man kann Berufe wechseln, später etwas nachholen, einen anderen Beruf oder auch den akademischen Weg einschlagen, das ist sensationell! Wo besteht aus Ihrer Sicht am meisten Bedarf? Die Schweiz ist auch in der Spitzenausbildung und -forschung sehr stark, aber da muss sie sich auch weiterentwickeln. Die Forschermobilität ist der Schweiz bis anhin sehr gut gelungen, weil sie weltoffen war, sehr gute Universitäten hat und eine offene Kultur auf allen Ebenen des Universitätssystems pflegt. Das muss erhalten und ausgebaut werden. Da war die Annahme der Masseneinwanderungsinitiative nicht ideal. Und weil die Abstimmung so ausfiel, hat die EU reagiert. Horizon 2020 ist betroffen und die Schweiz bekommt es zu spüren? Es wird für die Universitäten schwieriger werden als bisher, die besten Wissenschaftler hierher zu holen. Nebst fehlenden Geldern aus Horizon 2020 ist vor allem der negative Reputationseffekt massgebend. Wissenschaftler sind reputations- getrieben, sie wollen sich im Wettbewerb messen und wenn sie systematisch aus einem der ange- sehensten Wettbewerbe ausgeschlossen werden, gehen sie woanders hin. Forschende sind mobil. Man muss deshalb versuchen, mit der EU wieder auf eine bessere Basis zu kommen, damit man im Wettbewerbssystem nicht komplett ausgeschlos- sen wird. Denn die Schweiz ist bisher eine der besten Nationen in diesem Wettbewerb. Was ist für Sie Luxus? Freiheit ist Luxus. Die Universität ist deshalb für mich das beste Arbeitsumfeld. Man kann ständig mit jungen Leuten arbeiten und hat grossen Spiel- raum, den man zudem durch die akademische Selbstverwaltung gestalten kann. Was ist Ihnen heilig? Meine Ferien lasse ich mir nicht nehmen. Insbeson- dere Skiferien. Zwei Wochen an Weihnachten sind heilig. Und womit kann man Uschi Backes-Gellner über- raschen? Nicht mit Schokolade (lacht herzlich)! Aber mit einer Wanderung oder einem Jazz- Abend. Aileen Zumstein «Ich liebe an Zürich die Bewegung, es ist wie ein wendiges Segelschiff.» Prof. Dr. Uschi Backes-Gellner LOKALTERMIN

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