Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

oec_04_ePaper

Nicole Burth Tschudi ist seit September 2015 CEO von Adecco Switzerland. Sie trat der Adecco Gruppe 2005 als Head Investor Relations bei und stellte danach als Teil der Geschäftsleitung von Adecco Deutschland die erfolg- reiche Integration der Tuja & DIS Akquisition sicher. Zuletzt war sie CFO und EMEA-Verantwortliche von Pontoon Solutions, Adecco‘s weltweitem Anbieter von Work- force Solutions. Davor war sie in verschiedenen Führungsfunk- tionen im Aktienresearch tätig. Nicole Burth hat Volkswirtschaft an der Universität Zürich studiert und ist CFA Charterholder. Oec. Dezember 2015 25 Um kurz nach acht Uhr kommt sie mit einer Kaffeetasse in der Hand um die Ecke. Ein frü- her Termin war Nicole Burth Tschudi am liebs- ten: Relativ neu im Amt als CEO von Adecco Switzerland, ist ihr Terminkalender voll. Die ers- ten Monate sind ihr wichtig, um die Mitarbei- tenden und die lokalen Bedürfnisse kennen zu lernen und sich zu überlegen, was für die nächs- ten drei Jahre die prioritären Ziele sind. Die Mi- schung aus Ruhe, Klarheit und Energie, die sie ausstrahlt, gehört sicherlich zu ihrem Erfolgsre- zept: Bei jedem Stellenwechsel war für sie klar, dass sie sich voll in den neuen Job einbringen will, sich klare Ziele steckt und versucht, diese bestmöglich zu erreichen. Ihren Werdegang hat sie aber nicht bewusst geplant. „Ursprünglich wollte ich Anwältin wer- den.“ Auf die Frage wieso, lacht Nicole Burth. „Es klingt wie eine Geschichte, aber es war wirk- lich so: Dr. Renz von ‚Ein Fall für zwei‘ war mein Idol, seitdem ich etwa neun Jahre alt war, des- halb wollte ich Jus studieren. Sein scharfer Ver- stand und die Wortgewandtheit haben mir imponiert.“ Allerdings habe sie ein Kollege dar- auf aufmerksam gemacht, dass sie dann gar kei- ne mathematischen Fächer mehr habe. Da ihr der Umgang mit Zahlen liegt, hatte sie sich stattdes- sen ziemlich spontan für ein Wirtschaftsstudium eingeschrieben und hier mit Vorliebe mathema- tiknahe Fächer wie Ökonometrie belegt. „Die Wahl des Faches ist gar nicht so zentral. Wichtig ist, die Methodik zu lernen. Wo finde ich Infor- mationen, wie kann ich sie sinnvoll kombinie- ren und analysieren.“ Das sei in ihren Augen der Hauptwert eines Studiums. „Zahlen sind wichtig, aber nicht alles“ Auf ihrem bisherigen Weg hat Nicole Burth Tschudi unterschiedliche Unternehmensberei- che und Branchen kennen gelernt. Nach dem Studium war sie in verschiedenen Führungs- funktionen im Aktienresearch bei Lombard Odier Darier Hentsch, der Deutschen Bank und UBS tätig. Seit 2005 ist sie nun bei der Adecco Gruppe. Auch hier zeigt sich ihre Zahlenaffi- nität: Zuerst leitete sie den Bereich Investor Relations, wechselte dann in die Geschäftslei- tung von Adecco Deutschland und wurde 2010 CFO von Pontoon Solutions, einer weltweit tätigen Marke der Adecco Gruppe. Zahlen seien wichtig, aber nicht alles, betont sie. Gerade in ihrer Branche ginge es primär um die Men- schen. Das spiegelt sich auch im Verständnis für ihre Führungsrolle: Das Team ist für die Länderchefin zentral. Die wichtigste Aufgabe in einer Führungsposition sieht sie darin, die Stärken der Leute zu erkennen und sie richtig einzusetzen. Und sie geht sogar noch einen Schritt weiter. „Immer wenn ich einen neuen Job beginne, fange ich schon wieder an zu überlegen, wer nach mir übernehmen könnte.“ Das klinge zwar etwas extrem, aber es sei ihrer Meinung nach wichtig, ein Team aufzubauen, das einen ersetzen könne. „Das Team muss mindestens so gut oder sogar besser werden als du selbst. Wenn man das auf allen Stufen im Unternehmen so handhabt, wird die Leistung der ganzen Gruppe besser.“ Um ein starkes Team aufzubauen, müsse man als Führungs- person lernen, Verantwortung zu übertragen, andere zu fördern und dazu zu animieren, nicht nur umzusetzen, sondern selbst die Denk- und Entwicklungsarbeit zu leisten. „Ich will das Beste aus jedem herausholen“, fasst Nicole Burth zusammen. Spannend findet sie das Buch „Multipliers“, in dem Liz Wiseman beschreibt, wie eine Führungsperson andere zu Bestleis- tungen anregen kann und damit zu einem „Multiplikator“ wird. „Auch wenn das nicht immer einfach ist, ich bin da ganz ehrlich.“ Aber schlussendlich sei der grösste Erfolg eines Managers, wenn man jemanden mitnehmen und ihm eine Karriere geben könne. Transformationsprozess aktiv mitgestalten Wo die grössten Herausforderungen für Adecco Switzerland in den nächsten Jahren liegen, ist für Nicole Burth Tschudi nach zehn Jahren in der Branche klar. Das Personalvermittlungs- geschäft durchläuft einen grundlegenden Wandel. „Die ganze Industrie verändert sich aufgrund der Digitalisierung und dem Internet fundamental.“ Früher war das Kerngeschäft in den Filialen draussen, wo die Kontakte zu den Kandidaten aufgebaut und gepflegt wurden. Heute sind die Bewerber für jeden zugänglich auf Plattformen wie Linkedin und Xing, gerade auch dann, wenn es um höherqualifizierte Stellen geht. Adecco müsse ihr Serviceangebot diesen neuen Gegebenheiten anpassen. „Die Compliance-Seite ist viel wichtiger geworden“, erklärt Burth. Adecco investiert daher viel in die Professionalisierung der Abwicklung, sorgt Oec. Dezember 201525

Seitenübersicht