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Oec. Magazin

FORSCHUNG AM INSTITUT FÜR INFORMATIK 6 Oec. Juni 2014 Einblicke in die Arbeitswelt von morgen Die heutigen Kommunikationstechnologien machen es möglich,dass Computer und Menschen in nie gekannterWeise zusammenarbeiten. Der Informatik- professor Abraham Bernstein untersucht anhand konkreter Beispiele,wie solche neuen Arbeitsformen aussehen könnten. Felix Würsten Das 450-seitige Buch «Der Klient» von John Grisham in nur gerade vier Stunden für einen Betrag von 70 Franken übersetzen – diese Auf- gabe schien bis vor kurzem schlicht unlösbar. Doch genau diese Herausforderung meisterte das Team von Abraham Bernstein, Professor für Informatik und Leiter der Dynamic and Distributed Information Systems Group an der Universität Zürich, mit Bravour. Die Wissen- schaftler waren bei ihrer Arbeit allerdings nicht ganz allein. Unterstützt wurden sie von tatkräf- tigen Helfern: leistungsfähige Computer und etwa 1000 Personen, die sich zuhause an ihren Computern an diesem Experiment beteiligten. Möglich wurde dieser Effort durch eine ausge- klügelte Koordination. Der Computer zerlegte in einem ersten Schritt den Text in seine Bestand- teile und machte mit Hilfe von «Google Trans- late» eine erste grobe Übersetzung. Die mensch- lichen Helfer sorgten danach für den Feinschliff: Sie erhielten vom Computer einzelne Sätze oder Textpassagen zugespielt, die sie verbessern mussten, oder erhielten Verbesserungsvorschlä- ge von anderen vorgelegt, die sie bewerten mussten. Anschliessend setzte der Computer das Ganze wieder zu einem vollständigen Text zusammen. «Am Ende lag ein übersetztes Buch vor, das nach Einschätzung von professionellen Übersetzern durchaus eine passable Qualität hat», berichtet Bernstein. Neue Kooperationsmodelle Dem Informatiker ging es bei diesem Projekt nicht darum, sich als eifriger Übersetzer Meriten zu verdienen, sondern um eine grundsätzliche Frage: Wie können Menschen und Computer effizient zusammenarbeiten? «Dank den mo- dernen Kommunikationstechnologien ist es heute möglich, mit irgendwelchen Menschen irgendwo auf der Welt zusammenzuarbeiten», erklärt Bernstein. «Das ermöglicht ganz neue Formen der Arbeitsteilung und wird mittelfristig auch zu neuen Unternehmensformen führen.» Arbeitsstrukturen, die nicht mehr wie eine herkömmliche Firma funktionieren, kennt man zwar schon seit längerem. Übersetzungsbüros beispielsweise geben Aufträge an freischaffende Mitarbeiter weiter und sind letztlich nur noch für die Koordination der Bestellungen zuständig. Doch mit dem Internet kann man dieses Ausla- gern von Aufträgen nun noch weiter treiben und Aufgaben auch an Leute delegieren, die man gar nicht mehr kennt. Solche heute zumeist noch freiwilligen Kolla- borationsformen werden mit dem Begriff «Crowdsourcing» zusammengefasst. Dass sie durchaus funktionieren, zeigen verschiedene Beispiele. Die Online-Enzyklopädie «Wikipedia» oder das Astronomieprojekt «Galaxy Zoo» etwa, bei dem Laien freiwillig Tausende von Galaxie- bildern klassifizieren, sind bekannte Beispiele,

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