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Oec. Magazin

Vertrauensmanagement als Führungsaufgabe Niemand würde auf dieWissenschaft hören,wenn man nicht auf die Glaubwürdigkeit ihrer Ergebnisse setzen könnte. Für Vertrauen sorgen die vier Institutsdirektoren der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät mit Transparenz und Nachvollziehbar- keit der Ergebnisse. Oliver Klaffke «Vertrauen in die Wissenschaft ist eines unserer höchsten Güter. Wenn wir es verspielen, ist die Glaubwürdigkeit unserer Arbeit verloren», sagt Dieter Pfaff, Direktor des Instituts für Betriebs- wirtschaftslehre. «Vertrauen durchzieht die Gesellschaft, ist unerlässlich für Freundschaft, Liebe, wirtschaftlichen Austausch und Politik», meint Ernst Fehr, Direktor des Instituts für Volkswirtschaftslehre in einer Arbeit in der Fach- zeitschrift Nature, in der er sich mit der Bioche- mie des Vertrauens beschäftigt. «Wir Forscher müssen dafür sorgen, dass das Vertrauen in die Wissenschaft erhalten bleibt», sagt Martin Glinz, Direktor des Instituts für Informatik. «Es ist eine der wichtigsten Aufgaben des Institutsdirektors, für eine vertrauensvolle Arbeitsatmosphäre zu sorgen», betont Thorsten Hens, Direktor des Instituts für Banking and Finance. Wenn man die Nachrichten der letzten vier oder fünf Jahre zu Betrug und Fälschung in der Wissenschaft googelt, scheint ihre Glaubwürdig- keit in den Augen der Öffentlichkeit ein paar arge Schrammen abbekommen zu haben: Aber- kennung von Doktortiteln bei schummelnden deutschen Politikern – von Guttenberg bis Schavan. Überprüfung aller Doktorarbeiten an der Waseda Universität in Tokio auf Redlichkeit, weil Daten in Dissertationen falsch waren, Qualitätsmängel bei der Publikation von Studien in Open Access Journalen, die der amerikanische Wissenschafts- journalist John Bohannon in einem Beitrag in der Fachzeitschrift Science aufdeckte. Wissenschaft- licher Betrug in grossem Stil bei einigen früher gefeierten und in der Zwischenzeit jäh gestürzten Forschenden durch erfundene Daten, wie etwa jene, die der niederländische Sozialpsychologe Diederik Stapel fabrizierte und deshalb bisher über 54 Arbeiten zurückgezogen hat. Die Liste der Skandale lässt sich beliebig verlängern. Hoher Anspruch der Wissenschaft Ist etwas faul im Reich der Wissenschaften? Ganz im Gegenteil. Die aufgedeckten Plagiate, Betrügereien und Schlampereien bei wissen- schaftlichen Arbeiten sind der beste Beweis, dass die Wissenschaft ihren Standard hochhält. Dass Universitäten und die gesamte «scientific com- munity» drastisch reagieren, wenn von der Praxis der vertrauenswürdigen Forschung abgewichen wird, zeigt wie wichtig sie ist. Zum Beispiel bei Plagiaten statt eigener geistiger Leistung in Bachelor-, Master- oder Doktorarbeiten: «Solche Fälle werden in genau definierten Verfahren behandelt», sagt Thorsten Hens. Die Sanktionen sind strikt und fast immer das Ende der akade- mischen Laufbahn, bevor sie richtig begonnen hat. Wenn die Fälschungen später in der Karriere bekannt werden, sind sie eine persönliche Kata- strophe und bedeuten das berufliche Aus. «Dann sind Sie geliefert», sagt Ernst Fehr, «die Wissen- schaft können Sie vergessen.» Eingebautes Vertrauensmanagement Das wohl wirkungsvollste Instrument des Ver- trauensmanagements ist im Alltag der Wissen- schaft bereits eingebaut: «Das ist die Anforderung an die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse», sagt Ernst Fehr. Seitdem die Empirie auch in den Wirtschaftswissenschaften Einzug gehalten habe, könnten auch in diesem Fach die Resultate überprüft werden, indem man die Experimente wiederholt, die andere gemacht haben. «Man muss nicht mehr glauben, dass jemand Recht hat», sagt Fehr. Man kann die Ergebnisse verifi- zieren und ihnen dann vertrauen. In den letzten 30 Jahren hat sich die Wirtschaftswissenschaft gewandelt: Heute sind Experimente Standard und haben der Glaubwürdigkeit einen Schub gegeben. In der Informatik, wo sich Forschungs- Oec. Juni 2014 13 FOKUS

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